Der Bundesstaat Jalisco ist sicher einer der interessantesten Staaten Mexikos - nicht nur wegen seines berühmten Agavenschnapses.
Die Geschichte des Ortes Mezcala am Lago Chapala reicht weit zurück bis in die Zeit nomadischer Jäger und Sammler, wobei es unklar ist, ob der Name von dem Getränk Mezcal herrührt oder eher aus der Bedeutung „Ort wo der Mond lebt" entstand. Das Dorf wurde erst spät vom Tourismus entdeckt und konnte so seine Ursprünglichkeit bewahren. Mit etwas Glück trifft man hier auf Mexikaner, die noch die Sprache der Ureinwohner, der Náhuatl, beherrschen. Mezcala entwickelte sich weder um die erst 1971 erbaute Kirche noch um den Dorfplatz, sondern entlang des Seeufers und der belebten Mole. Die Casa de la Cultura de Mezcala bietet bei einem kurzen Rundgang einen spannenden Überblick über die verschiedenen Epochen des Ortes; ausgestellt werden Mammutknochen, Pfeilspitzen und Opfergefäße aus prähistorischen Zeiten, Pistolen und Kanonenkugeln aus der Kolonialzeit sowie den Unabhängigkeitskämpfen neben traditionellen Trachten und aufwendig gearbeiteten Mantillas. Zugleich erhält man einen Einblick in die regionalen Festbräuche und Sitten.
Die Isla de Mezcala befindet sich an der tiefsten Stelle des Chapala-Sees, etwa fünf Kilometer südlich von Mezcala und hat eine wichtige und abwechslungsreiche Rolle in der Geschichte Mexikos gespielt. Zu Anfang diente sie als Pilgerort für Opferrituale. Die archäologischen Funde reichen mehr als 3000 Jahre zurück. Während der Unabhängigkeitskriege (1810-1821) war die IslaSchauplatz mehrerer Schlachten, die auf das Schicksal des Landes entscheidenden Einfluss hatten – heute zeugen hiervon nur noch die Reste einer alten Festungsanlage mit Zugbrücke. Später wurde die Insel wegen ihrer abgelegenen Lage als Hochsicherheitsgefängnis genutzt, und man nannte sie deshalb auch das Alcatraz Mexikos. Der zentrale Bau bestand aus zwei gemauerten Gewölben für ca. 100 Gefangene. Mit der Zeit geriet die Insel in Vergessenheit, die Gebäude zerfielen weitgehend, und die Bewohner nutzten das Land zum Anbau vor allem von Pflaumen und Stachelgurken. Erst in den letzten Jahren haben sich unterschiedliche Institutionen dafür engagiert, die historischen Stätten zu restaurieren, sie archäologisch zu untersuchen und die Legenden der Isla del Presidio wieder auferstehen zu lassen.
Guadalajara, die zweitgrößte Stadt Mexikos, lädt immer zu einer Stadtbesichtigung ein. Das Cabañas-Hospiz wurde 1805 von Bischof Juan Ruiz de Cabañas gegründet, um Waisenkindern und schutzbedürftigen Menschen Unterkunft zu geben. 1997 wurde es von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt und beherbergt heute das Kulturzentrum Instituto Cultural de Cabañas Guadalajara. Bei dem Hospiz handelt es sich um das größte koloniale Gebäude ganz Amerikas, sein verschachtelter Bau zählt 23 Patios, die von einer Zentralkuppel überragt werden. Die Wände und Gewölbe der ehemaligen Kapelle wurden 1938-39 von dem bedeutenden mexikanischen Künstler José Clemente Orozco, dem Mitbegründer der zeitgenössischen mexikanischen Malerei, im Stil des Muralismo gestaltet. Die Wandgemälde gelten als Meisterwerke mexikanischer Kunst, darunter Szenen der spanischen Eroberung El Conquistador, das Fresko Hombre del Fuego sowie die vier Reiter der Apokalypse.
Den Mittelpunkt Guadalajaras bildet die zwischen 1541 und 1628 erbaute Kathedrale. Sie wird von vier wunderschönen Plazas umgeben. An der Portalseite liegt die Plaza de los Laureles, ein Platz voll mit Schatten spendenden indischen Lorbeerbäumen. Vor allem Jugendliche treffen sich hier gerne. Ebenso an der Kathedrale liegt die Plaza de Armas, auf der sich der bekannte viktorianische Pavillon befindet. Die Rotonda de los Hombres Ilustres präsentiert eine wunderbar gepflegte Grünanlage mit lebensgroßen Bronzestatuen der Ehrenbürger Guadalajaras. Hinter der Kathedrale dann der vierte Platz, die Plaza de la Liberación mit einem kolonialen Brunnen, begrenzt von dem bemerkenswerten Teatro Degollado. Es ist wunderschön, nach einem Besuch der Kathedrale über die unterschiedlichen Plazas zu flanieren und den Abend hier ausklingen zu lassen.
Haben Sie schon einmal von dem Tequila-Express gehört? Die Zugfahrt mit dem Sonderzug von FerroMex steht ganz im Zeichen des hochprozentigen mexikanischen Nationalgetränkes – des Tequilas. Dazu müssen Sie rechtzeitig zur Abfahrt im Bahnhof von Guadalajara sein. Schon im Wartesaal spüren Sie die ausgelassene Stimmung ihrer meist mexikanischen Mitreisenden, die aus dem ganzen Land für diesen Samstag extra nach Jalisco angereist sind.
Die Zugstrecke führt von Guadalajara gen Westen direkt zu den weitläufigen Agavenfeldern. Während außerhalb des Zuges die einzigartige Kultur-Landschaft vorbeizieht, spielt in den Wagons eine Mariachi-Gruppe auf und sorgt für gute Stimmung. Natürlich gibt es auch Snacks und Tequila nach Herzenslust! In Amatitlán angekommen, werden Sie auf die Agavenfelder der Firma José Cuervo am Fuße des Vulkans Tequila gebracht. Hier wartet bereits ein Jimador, der die hohe Kunst des Agavenschneidens demonstriert; oft wird das Wissen um das Stutzen (in den ersten Lebensjahren der Agave) und das endgültige Abernten der Agaven vom Vater an den Sohn weitergegeben. Bis die Agavenherzen geerntet werden können, vergehen mindestens acht Jahre. Vor Ort zeigt der Jimador in einzelnen Schritten, welche unterschiedlichen Schnittformen es bei der blauen Agave (Agave tequilana Weber) gibt. Eine Frucht wird sogar extra geerntet - die spitzen Agaven-Blätter werden komplett abgeschnitten und der einer riesigen Ananas gleichende Kern mit einem Gewicht von bis zu 45 kg freigelegt.
Weiter geht es in die Stadt Tequila. Hier besuchen Sie die Casa José Cuervound erleben nach einem kurzen Rundgang durch die historischen Produktionsanlagen eine Tequila-Verkostung der Extraklasse in den Gewölbekellern der ältesten Tequilería Mexikos. Lernen und genießen Sie alles über das feine Agaven-Destillat. Wie altert Tequila, wie wird er gelagert? Wie öffnet man den Gaumen für den Geschmack des Destillates und wie vermeiden Sie die Schärfe des harten Alkohols? Wann sollte man Tequila trinken, womit und wie trinkt man ihn am Besten? Vielleicht schöpfen Sie ja auch Ihren Schluck des gereiften Añejos selbst aus dem kleinen wertvollen Fass am Kopfende des langen Eichentisches. Wer traut sich?
Anschließend fahren Sie zurück nach Amatitlán und besuchen die moderne Produktionsanlage der Tequilería Herradura. Hier sehen und erleben Sie wie die Agavenherzen gekocht, gemahlen und vergoren werden. Nach dem Besuch des interessanten Museums der Anlage schließen Sie wieder mit der Zuggruppe auf. Genießen Sie die Fiesta Mexicana mit Mariachis, gutem Essen und den fröhlichen Mexikanern. Am Abend Fahrt zurück nach Guadalajara mit dem Tequila Express.
Eine noch touristisch unentdeckte archäologische Zone wartet vor den Toren von Guadalajara auf den interessierten Besucher – Los Guachimontones. Die präkolumbischen Ausgrabungen erstrecken sich über ca. 19 ha und bestehen aus zehn monumentalen kreisförmigen Stufenpyramiden, zwei großen Arenen für das Ballspiel, rechteckigen Plätzen, Wohneinheiten und landwirtschaftlichen Terrassen. Die Pyramiden sind wegen ihrer in vier konzentrischen Kreisen angelegten Bauweise besonders sehenswert. Zurzeit geht man davon aus, dass die Anlage dem Gott des Windes Ehécatl geweiht war. Die Geschichte dieser Region reicht bis ca. 1000 Jahre v. Chr. zurück, als sich eine indianische Zivilisation entwickelte, der man den Namen Tradición Teuchitlán gegeben hat. Diese Kultur, die Einfluss auf ein großes Gebiet nahm, hatte ihre Blütezeit ungefähr 200 Jahre n. Chr. und ihren Niedergang bereits im 9. Jahrhundert. Danach beherrschten verschiedene Volksgruppen diese Landschaft, bis sie ab 1524 von den Spaniern unter Cortés und Guzmánerobert wurde. In der folgenden Kolonialzeit entstanden landreiche Haciendas und Ranchos, und erst 1837 wurde die Umgebung von Teuchitlánals eigenständige Gemeinde anerkannt.
Oder genießen Sie doch eine Charreria in Guadalajara. Die Charreriashaben ihren Ursprung in den Wettbewerben der mexikanischen Cowboys, der Viehhüter, Vaqueros genannt. Sie demonstrierten die klassischen Arbeitsvorgänge auf den Haciendas und führten ihre Reitkunst vor, la charrería. Wenn man noch weiter in der Geschichte zurückgehen möchte, fing genaugenommen alles mit Hernán Cortés an, denn er brachte die ersten Pferde nach Mexiko, mit 16 berittenen Soldaten ging er damals an Land. Als auf einer Expedition nach Honduras eines der Pferde starb, drückten die Mayas ihren großen Respekt vor dem Pferd aus, indem sie den Kadaver zur Gottheit ernannten. Damals waren alle Spanier einer Kolonie verpflichtet, sich ein Pferd zu halten. Den Indígenas war es dagegen per königlichem Dekret von 1528 sogar unter Todesstrafe verboten, sich überhaupt auch nur auf ein Pferd zu setzen. Als man später bei der Viehzucht auf die Hilfe der Indianer angewiesen war, wurde dieser Erlass aufgehoben. Das Pferd stand damals sehr im Mittelpunkt, ob bei der Arbeit oder beim Sport. Die mexikanischen Reiter entwickelten eine Technik, um über die wilden Bullen Herr zu werden. Dabei packen die Reiter den Bullen am Schwanz, auch colear bzw. coleadagenannt. Zunächst wird die Herde zusammengetrieben, dann werden im fliegenden Galopp einzelne Tiere ausgesondert, indem man sie am Schwanz fasst, diesen unter dem rechten Hinterbein durchzieht und um den Sattelknauf windet. Dann machen sie mit dem Pferd eine plötzliche Kehrtwendung um 180 Grad, so dass der Bulle stürzt. Aber auch in den mexikanischen Kriegen haben die Charros ihre Geschichte, sie bildeten damals die Kavallerie. In der Schlacht von Alamo jagten sie die Texaner mit Hilfe ihrer Lassos. Als sie gegen die Franzosen kämpften, nutzten sie ihre Fertigkeiten, indem sie mit den Lassos die Kanonenrohre aus der Schussrichtung rissen.
Die Charreria heute ist ein folkloristisches Ereignis mit viel Tanz und Gesang, das man nicht versäumen sollte. Rassige Pferde, die Charros in ihren typischen Trachten, wunderhübsche Adelitas – die weiblichen Charros - und viel Musik, eine Fiesta par excellence und für viele Mexikaner der einzig wirkliche Nationalsport. Auf dem Palenque, wie sich die Wettkampfarena auch nennt, werden die verschiedensten Dressur- und Lassokünste präsentiert; hierbei stehen rivalisierende Gruppen im Wettbewerb zueinander. Wir haben für Sie einen rustikalen Logenplatz reserviert und beobachten das faszinierende Treiben aus sicherer Entfernung. Der cola de caballo ist der erste Wettbewerb, wobei der Reiter demonstrieren muss, dass er sein Pferd vollständig beherrscht. Dabei galoppiert er auf ein weiß markiertes Viereck zu, in dem er sein Pferd in Sekundenschnelle zum Stehen bringen muss. Dann dreht es sich im Kreis, einmal rechts und einmal links, wobei es das Rechteck nicht verlassen darf. Schließlich wird es im Rückwärtsgang hinausgeführt. Wilde Stiere werden gebändigt und ungerittene Pferde gezähmt, das nennt man die jineteos. Beim Todesschritt, dem paso de la muerte springen die Reiter in vollem Galopp von ihrem Pferd auf den Rücken eines ungezähmten Pferdes. Bei der mangana werden die Pferde mit dem Lasso eingefangen. Es gibt ebenso Wettbewerbe für Frauen – escaramuza charra – bei denen sich Adelitas sehr gekonnt im Damensattel präsentieren. Vielleicht haben wir Glück und erleben am Ende der Vorstellung sogar noch den jarabe tapatío, den berühmten Volkstanz Jaliscos.
Auch in Jalisco wird Kunsthandwerk groß geschrieben. In Tlaquepaque, einem bekannten Stadtteil Guadalajaras, finden Sie wie auf einem großen Markt alle traditionellen mexikanischen Handarbeiten dicht an dicht in den malerischen Geschäften der Kleinstadt. Schlendern Sie durch die hübsche Fußgängerzone oder werfen Sie einen Blick in die romantischen Patios. Wie wäre es mit einem erfrischenden Getränk im Patio Café?