Chihuahua

Chihuahua – sind das nicht diese kleinen flinken Hunde? Richtig, aber damit sollte sich das Wissen nicht erschöpfen.

Chihuahua ist mit 247.087 km² Fläche der größte Bundes­staat der Republik Mexiko. Dies entspricht etwa der Fläche Italiens. Im Norden angrenzend an die USA ist er Heimat für 3,1 Millionen Mexikaner. Geo­graphisch ist der Staat dreigeteilt mit Höhen­unter­schieden zwischen 220 und 3.300 m. Die dadurch entstehenden Land­schafts- und Klima­gegen­sätze sind enorm.

Im Westen ragt die Sierra Madre Occidental empor, abweisend und schwer zugänglich, genauso wild wie ihre einstigen Bewohner – die Apachen. In dieser rauen Berg­welt finden sich nur wenige Sied­lungen, obwohl das Land sehr reich ist: Boden­schätze wie Blei, Zink, Kupfer, Silber, und Gold sowie riesige Kiefern- und Eichen­wälder als begehrte Roh­stoff­lieferanten locken seit Jahr­hunderten Aben­teurer und Inves­toren in diese Region. Auf dem Hoch­plateau im Zentrum des Staates herrscht ein gemäßig­teres warmes Klima. Die Region ist stärker besiedelt und die Land­wirt­schaft ein wichtiger Wirt­schafts­faktor. Pekan-Nüsse, Äpfel, Chilis, Alfalfa, Baumwolle, Mais und Bohnen werden hier angebaut. Aber auch Vieh­zucht und Milch­wirt­schaft gewinnen immer größere Bedeutung.

Der Osten des Staates wird von der Chihuahua-Wüste ein genommen. Als eine der vier großen Wüsten­gebiete Nord­amerikas grenzt sie im Norden an den Rio Grande. Sommer-Tempera­turen über 40 °C bei einer Luft­feuchtig­keit von 12 % sind keine Selten­heit. Die weiten Ebenen sind spärlich bewachsen und werden von Kreosot­büschen, Agaven sowie Yuccas dominiert. Chihuahua bedeutet „trockener und sandiger Platz“ – hier erfährt das alte Indianer­wort seine wahre Berechtigung.

Die Stadt Chihuahua liegt auf 1.440 m Höhe im Zentrum des gleich­namigen Staates. Mit 670.000 Einwohnern ist sie ein wichtiger Handels- und Industrie­standort mit inter­nationalem Flug­hafen, guten Hotels und Restau­rants. Nach den ersten Silber­funden 1679 wurde Chihuahua 1709 gegründet; ein Ort, in dem die bekanntesten Persön­lich­keiten des Landes ihren Auftritt hatten. So Miguel Hidalgo, „Vater der Nation“ und Initiator des mexika­nischen Unab­hängigkeits­kampfes. Ihm ist das vielleicht schönste Gebäude der Stadt gewidmet, der Regierungs­palast an der Plaza Hidalgo mit Gemälden von Aarón Piña Mora. Am 30. Juni 1811 wurde Hidalgo nach einem kurzen Schau­prozess wegen Hoch­verrats von den Spaniern exekutiert. An dieser Stelle findet man heute den „Altar des Vaterlandes“ mit dem ewigen Licht. Oder Benito Juarez, Präsident Mexikos in der Mitte des 19. Jahr­hunderts. 1864 musste er sich vor den Truppen der Franzosen und des von ihnen einge­setzten Kaisers Maximilian in den Norden Mexikos zurückziehen. Sein damaliges Quartier ist heute das Museum Casa de Benito Juarez.

Die schillernste Gestalt Mexikos war wohl Francisco „Pancho“ Villa. Anfangs eher Wege­lagerer, mauserte er sich zum charis­matischen Revolutions­führer. 1910 formierte er in Chihuahua seine berühmte Rebellen­truppe Division del Norte, brachte damit die Diktatoren Porfirio Diaz und Victoriano Huerta zu Fall und wurde sogar für einige Jahre Gouverneur des Staates. Er residierte im heutigen Revolutions­museum Museo de La Re volución (auch Quinta Luz genannt). Relikte aus seinem Leben, originale Möbel­stücke und das Auto, in dem er 1923 ermordet wurde, sind hier zu sehen.

Zu den vielen schönen Gebäuden der Stadt zählt auch die imposante Kathe­drale am Plaza de Armas, die im 18. Jahr­hundert erbaut wurde. Die Fassade ist im Barock­stil gehalten, und im Atrium ist das Museum der Heiligen Kunst (Museo de Arte Sacra) mit 38 Ölgemälden aus dem 18. Jahr­hundert unter­gebracht. Die Orgel stammt aus Deutschland.

Chihuahua, Start oder Ziel der berühmten Eisen­bahn­fahrt durch die Kupfer­schluchten, ist durchaus einen längeren Besuch wert.